Sonntag, 29. April 2018

Eisige Gefühlswelt, Kränkung und erschüttertes Vertrauen

Sauer, traurig, erstarrte Liebe, erschüttertes Vertrauen. - so lässt sich meine Gefühlswelt momentan am Besten beschreiben.
Ich hörte ihn fluchen, fragte, was denn los sei. Er gab ganz traurig zur Antwort: „Ach, ich habe irrtümlich das Hintergrundbild vom Tablet gelöscht.“ Ich antwortete, fragte mitfühlend: „Ojee. Was war auf diesem Bild zu sehen?“ Als darauf dann keine Antwort kam, bin ich stutzig geworden und fragte: „War etwa eine andere Frau auf diesem Bild?“ Darauf meinte er nur: „Ich hab es jetzt sowieso gelöscht.“, also lautete die Antwort indirekt ja.
Das der Mann, mit dem ich eigentlich so glücklich liiert und verheiratet bin, ein Bild von einer anderen Frau am Tablet als Hintergrundbild verwendet hat, kränkt mich schon sehr. Ich bin nicht dumm. Ich merke, spüre genau, wenn etwas anders ist, und wenn jemand, den ich gut kenne, versucht, mir etwas zu verheimlichen. Einfach so tun, als wenn nix wäre, dass kann ich jetzt nicht mehr. Ich habe bis jetzt immer gedacht, darauf vertraut, dass ich die Einzige in seinem Leben bin. Ich war normalerweise nie eifersüchtig, aber jetzt schließe ich gar nicht aus, dass er eine andere Frau kennen gelernt hat. Über das Internet ist alles möglich. Da kann man anderen schöne Augen machen, ohne dass der bzw. die Ehepartnerin gleich etwas davon merkt. Vielleicht trifft er sich sogar in seinen Mittagspausen mit ihr, ich weiß es ja nicht. - naja wie auch immer, ich bin jetzt sehr gekränkt und misstrauisch. Ich kann den grauenvollen Gedanken nicht abschütteln, dass es vielleicht neben mir eine andere, geheime Geliebte für ihn gibt. Für mich bricht gerade gewissermaßen eine Welt zusammen, denn solche Gefühle wie Misstrauen und Eifersucht ihm gegenüber kannte ich bis dato überhaupt nicht. Unsere Beziehung schien immer so makellos.
Ich habe ihn nicht weiter ausgefragt, nur gesagt, dass ich sehr enttäuscht bin, weil er, trotzdem er mit mir verheiratet ist, das Bild einer anderen Frau am Tablet als Hintergrund verwendet. Er hat nur immer wieder gemeint, ja, er hat es jetzt eh gelöscht, so nach dem Motto, ich solle mich doch nicht aufregen, so als wäre nix gewesen. Und während er so tut, als wäre nichts gewesen, muss ich mit meinem Gefühlschaos klarkommen. Andere Frauen rufen oder schreiben ihre Freundinnen an, um sich auszutauschen und über Probleme zu reden, aber so eine gute Freundin gibt es momentan nicht in meinem Leben. Also hilft es mir nur, Gedanken und Gefühle nieder zu schreiben. Und die Tatsache, dass ich das Geschriebene dann veröffentliche, gibt mir das Gefühl, nicht so ganz alleine zu sein. Denn im www gibt es bestimmt auch noch andere Menschen, denen es gerade ähnlich geht, wie mir, die sich verlassen und getäuscht fühlen. Ja genau, getäuscht fühle ich mich auch. Getäuscht, weil ich gedacht habe, dass Misstrauen und/oder Eifersucht niemals Thema in unserer Beziehung sein werden. Ja, da habe ich mich wirklich getäuscht.
Gerade hat er mir versichert, dass er als neues Hintergrundbild eines von unserer Hochzeit draufgeladen hat. Das ist im Moment für mich nur ein schwacher Trost, weil ich ja nicht weiß, was wirklich Sache ist. Er möchte die heile Welt versuchen aufrecht zu erhalten.
Immer wieder mache ich Pausen beim Schreiben, muss immer wieder weinen, die Kränkung tut so weh! Und dann das Minderwertigkeitsgefühl, dass ich als seine Frau nicht gut genug bin, denn wieso sonst würde er seinen Tabletbildschirm mit einer fremden Frau schmücken? - ach ich weiß gar nicht, was ich glauben soll, und was nicht. Ich weiß nur, dass ich sehr traurig, gekränkt und enttäuscht bin. Mein Herz fühlt sich momentan an, wie ein kalter, schwerer Eisklotz. Ich bekomme Gänsehaut, so als wäre mir von innen nach außen kalt, also so als würde mein Körper die innere Kälte spüren. Bei mir kommt in diesem Fall erschwerend noch die Tatsache hinzu, dass ich blind bin. Ich kann also nicht einmal nachprüfen, ob wirklich ein Bild von uns, von der Hochzeit drauf ist, oder ob er das nur so gesagt hat und in Wirklichkeit ist doch wieder ein Bild dieser anderen Frau als Hintergrund vorhanden. Ich müsste ihm also, im Wahrsten Sinne des Wortes blind vertrauen, und genau das kann ich im Moment nicht. Ich habe meine Behinderung noch nie im Leben als ein Hindernis gesehen, aber in diesem Fall ist sie ein Hindernis, weil ich mich nicht absichern, nicht überprüfen kann, ob es stimmt, was er sagt. Wäre ja auch schön gewesen, wenn er wenigstens ein Foto unserer Katzen als Hintergrund verwendet hätte, aber eine andere Frau? Das ist für mich unbegreiflich. Er nimmt das Tablet auch immer mit in die Arbeit, das heißt, diese andere Frau hat ihn, in Form dieses Bildes überall hinbegleitet, bzw. vielleicht tut sie das ja zukünftig auch wieder, denn wie erwähnt kann ich, aufgrund des fehlenden Sehvermögens ja nicht nachprüfen, welches Bild als Hintergrund angezeigt wird.
Ein paar Stunden hat es jetzt gebraucht, diesen Eintrag zu schreiben. Geschrieben, Pausen gemacht, wieder geschrieben... Nun beende ich diesen Eintrag. An schlafen ist zwar momentan noch nicht zu denken, aber zum Schreiben fällt mir auch nichts mehr ein.

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