Mittwoch, 23. Juli 2014

Heute Früh im Bus, Schreck lass nach! - ein ausführicher Eintrag

Guten Morgen! Heute haben wir uns über mangelndes Kundenservice der Stadtwerke geärgert.

Über die Ziellinie gefahren, oder doch nicht?

So wie fast jeden Morgen fahren wir mit der Linie 60 bis zur Station Hasnerstraße. Heute schien es aber zuerst so, alswürde der Busfahrer über das Ziel hinausfahren, obwohl wir gedrückt hatten. Oh, wie haben wir uns erschreckt! Schließlich blieb er doch stehen, und wir bzw. Philipp kam drauf, dass die Busstation wegen einer kleinen Baustelle verlegt worden ist. Das hätte man aber auch durchsagen können oder? Aber nein, einfach so aussehen lassen, als würde der Bus über die Ziellinie fahren so quasi, ist ja bequemer! Da können sich die Klagenfurter Stadtwerke echt ein Beispiel an den Wiener Linien nehmen, bei denen jede geplante oder nicht geplante Änderung im Öffi-Verkehr durchgesagt wird. Puh, ist wenigstens nochmal gut gegangen, aber ich werde meinem Schatz Philipp vorschlagen, dass man bei den Stadtwerken anrufen sollte. Es geht mir dabei weniger um eine Beschwerde, sondern vielmehr darum, denen einen Denkanstoß zu geben, dass sie solche Änderungen, wie die Versetzung von Busstationen durchsagen sollten.

Ein Beispiel von früher

Ehrlich gesagt, ich bin echt froh, dass ich als blinde Frau in Klagenfurt kaum mehr allein mit dem Bus unterwegs sein muss! Da weiß man echt nie, was einem begegnet! Ein Beispiel dazu von früher: Da waren wir noch nicht verheiratet und bekamen nur getrennt Urlaub. Philipp hatte da grade Urlaub und ich bin allein auf dem Weg ins Büro gewesen, normalerweise ist das kein Problem, denn ich hab den Blindenstock und den Weg kenn ich auch. Aber an dem einen Morgen war alles so anders als sonst. Auch damals hielt es der Busfahrer nicht für nötig, mich über die Versetzung der Busstation zu informieren. Ich stieg aus, als wenn nix wär und wurde meinem Schicksal überlassen. Jemand sprach mich an, ob ich Hilfe brauche. Ich erklärte verzweifelt, dass man mich anscheinend an der falschen Stelle rausgelassen hatte, (von der Versetzung der Station wusste ich ja zuerst nix) und dass ich jetzt nicht wüsste, wo ich denn bin, und wie ich auf den richtigen Weg kommen könnte. Gott sei Dank hatte die Person grade Zeit und half mir.

Das Privileg

Und grad heute, nachdem der erste Schrecken vorbei war, dachte ich mir: "Wie gut, dass ich nicht alleine mit dem Bus unterwegs war!" Überhaupt kann ich mich glücklich schätzen, weil mein Mann und ich einen gemeinsamen Arbeitgeber haben und das wir gemeinsam fahren können. Andere blinde Menschen haben's da nicht so gut und sind auf sich allein gestellt. Nach so einem Zwischenfall versetze ich mich dann immer in diese Rolle des auf-sich-allein-gestellt-sein's und bin dankbar, dass ich mich im Öffi-Verkehr sicher fühlen kann, weil eigentlich immer mein Mann mit dabei ist. Die Stadtwerke-Mitarbeiter müssten sich auch mal in die Rolle eines Blinden Menschen hinein versetzen, dann würden sie ihr Kundenservice vielleicht verbessern! Wäre ich heute allein im Bus unterwegs gewesen, hätte ich mich womöglich wieder nicht ausgekannt.

Ein Update zum Schluss:

Philipp hat mittlerweile bei den Stadtwerken angerufen und sie werden's diese Woche noch durchsagen. Aha. Und nächste Woche sollte die Baustelle dort eh wieder abgeschlossen sein, haben sie gemeint. Also die haben das eher auf die leichte Schulter genommen, so wie's scheint. Naja, das war ein sehr ausführlicher Eintrag zu diesem Thema, ein Thema, dass mich stark beschäftigt hat, weil es dabei nicht nur um mich geht, sondern auch vielmehr um die anderen blinden und sehbehinderten Verkehrsteilnehmer, die nicht das Privileg haben, mit dem Partner in die Arbeit zu fahren.

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Zufälliger Eintrag aus dem Archiv - es steht die Luft...

Auch diesen Montag wieder, aus der Fülle an Beiträgen, ein Beitrag aus dem Archiv.  Es steht die Luft.